Auschwitz II - Birkenau

Am 31. Juli 1941 wies Göring im Auftrage Hitlers den SS-Gruppenführer und Chef des Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich an, eine Gesamtplanung für die “Endlösung der Judenfrage” zu erstellen. Heydrich erläuterte seinen Plan 15 hochrangigen Vertretern der nationalsozialistischen Reichsregierung und SS-Behörden am 20. Januar 1942 in einer Villa am Wannsee in Berlin.
Die auf der Wannseekonferenz beschlossenen Transporte der europäischen Juden gingen ausschließlich in den Osten. In die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Belzec, Chelmno, Sobibor, Treblinka und Lublin-Majdanek.

Russische Kriegsgefangene

Russische Kriegsgefangene

Rudolf Höss, der Kommandant des Lagers Auschwitz-Birkenau, schrieb in seiner Autobiographie, dass er im Jahr 1941 nach Berlin gerufen wurde, wo ihm Himmler mitteilte, dass Hitler befohlen hatte, die „Judenfrage“ endgültig zu lösen, und dass die SS diesen Befehl ausführen sollte. Himmler sagte: “Die bestehenden Vernichtungsstellen im Osten sind nicht in der Lage, die beabsichtigten großen Aktionen durchzuführen. Ich habe daher Auschwitz dafür bestimmt.“
Im Oktober 1941 wurden ca. 10 000 sowjetische Kriegsgefangene aus dem Kriegsgefangenenlager Lamsdorf (Schlesien) nach Auschwitz verlegt. Diese begannen in drei Kilometer Entfernung vom Auschwitz I mit dem errichten des Lagers Auschwitz II – Birkenau. Der Name Birkenau ist abgeleitet von dem Dorf Brzezinka auf welchem das Lager entstand. Das Lager lag in einem Sperrbezirk von rund 40 km² und war geplant für eine Kapazität zur Unterbringung von 100.000, langfristig von 200.000 Häftlingen. Mit dem Ausbau des Konzentrationslagers Auschwitz wurden um die 5000 Polen aus Oświęcim (Auschwitz) selbst und den umliegenden Dörfern umgesiedelt. Acht Dörfer und mehr als einhundert Gebäude in Oświęcim (Auschwitz) in der unmittelbaren Nähe des Stammlagers wurden zerstört. Nach maßgeblichen Erweiterungen des Lagers waren 1943 im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau etwa 140.000 Häftlinge unter katastrophalen Bedingungen zusammengepfercht. Birkenau war in verschiedene Teillager unterteilt.

Nach der Auflösung der Vernichtungslager Belzec (März 1943), Treblinka (August 1943) und Sobibor (Oktober 1943) wurde Auschwitz-Birkenau zum Zentrum der nationalsozialistischen Massenvernichtung. Ab Januar bzw. Juni 1942 dienten zunächst zwei umgebaute Bauernhäuser (bezeichnet als Bunker I-Rotes Haus und Bunker II-Weißes Haus) der Vergasung von Häftlingen mit Zyklon B. Zwischen März und Juni 1943 wurden vier große Krematorien mit Gaskammern in Betrieb genommen. In den vier Birkenauer Krematorien ließ die Zentralbauleitung von der Erfurter Firma Topf & Söhne Verbrennungsöfen zur Einäscherung der Leichen installieren. In den Krematorien II und III gab es fünf Verbrennungsöfen mit jeweils drei Brennkammern, in den Krematorien IV und V je einen Ofen mit jeweils acht Brennkammern.

Deutsche Vernichtungslager im heutigen Polen

Mit der Inbetriebnahme der vier neuen Krematorien standen der SS in Birkenau regelrechte „Todesfabriken“ zur Verfügung. Die installierten Anlagen sollten den reibungslosen Ablauf des Massenmordes gewährleisten. Erstmals in der Geschichte wurden Menschen wie am Fließband getötet und verbrannt.
Nach Aussagen des Lagerkommandanten Rudolf Höß, wurden in einer Brennkammer drei bis fünf Leichen in 20min verbrannt. So war es möglich, an einem Tag in den Krematorien II und III jeweils etwa 2 500, in den Krematorien IV und V jeweils etwa 1 500 Leichen zu verbrennen. Diese Zahlen wurden in der Regel nicht erreicht. Mit der „Ungarn Aktion“ im Sommer 1944, als täglich bis zu 9 000 Menschen ermordet wurden, war die Verbrennungskapazität der Öfen jedoch nicht mehr ausreichend.

Die SS ließ die Leichen zusätzlich in Gruben verbrennen. Häftlinge des Sonderkommandos mussten die Toten aus den Gaskammern ziehen. Bevor diese verbrannt wurden, wurde ihnen die Goldzähne herausgebrochen und den Frauenleichen die Haare abgeschnitten, die ein SS-eigener Betrieb, die Deutschen Ausrüstungswerke, zu Decken verarbeitete.
In Auschwitz bestand, allen Widrigkeiten zum Trotz, eine Widerstandsbewegung. Am 7. Oktober 1944 führte das jüdische Sonderkommando einen Aufstand durch. Weibliche Gefangene hatten Sprengstoff von einer Waffenfabrik eingeschmuggelt und das Krematorium IV wurde teilweise zerstört. Die anschließend Flucht der Aufständischen gelang nicht, alle 250 Häftlinge wurden kurz darauf gefasst und getötet.Auf Grund des raschen Vormarsches der Roten Armee, befahl Himmler im November 1944 die Vergasung der Juden einzustellen, die Anlagen der Gaskammern und Krematorien abzubauen und die Gebäude zu sprengen (in der Nacht zum 26. Januar 1945 wurde das letzte Krematorium gesprengt) . Die meisten Häftlinge, die die Gaskammern und Krematorien bedient hatten und unmittelbare Zeugen der Extermination waren wurden von der SS getötet.
Mitte Januar 1945 trieb die SS ca. 60.000 Häftlinge in langen Fußmärschen bei eisiger Kälte in langen Fußmärschen nach Westen, ins Reichsinnere. Bei den “Todesmärschen” starben an körperlicher Erschöpfung, Hunger, Kälte oder durch die Hand der SS ca. 15.000 Häftlinge.
Als die Rote Armee (322. Infanteriedivision der 60. Armee der Ersten Ukrainischen Front) am 27. Januar 1945 das Konzentrationslager Auschwitz erreichte, fanden die Soldaten ca. 7000 Überlebende, darunter 600 Kinder vor.

Das Konzentrationslager Auschwitz II – Birkenau war das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus. In Auschwitz II wurden ca. 1.1 Millionen Menschen, darunter 1 Million Juden aus Polen, Ungarn, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Belgien, Italien, Österreich, Rumänien, Jugoslawien, Luxemburg, Niederlande, Tschechoslowakei und der Sowjetunion ermordet.

 

Birkenau

Lageplan - Birkenau (Auschwitz II)

K II – Gaskammer und Krematorium 2
K III – Gaskammer und Krematorium 3
K IV – Gaskammer und Krematorium 4
K V – Gaskammer und Krematorium 5

BI a – März bis August 1942 sowj. Kriegsgefangenen- u. Männerlager, August 1942-1945 Frauenlager
BI b – August 1942 – Juli 1943 Männerlager, Juli 1943 bis Januar 1945 Frauenlager

BII a – ab August 1943 Quarantänelager Männer
BII b – September 1943 – Juli 1944 Theresienstädter „Familienlager“
BII c – ab Juni 1944 Lager für jüdische Häftlinge, vor allem Frauen aus Ungarn
BII d – ab Juli 1943 Männerlager
BII e – Februar 1943 bis 2.August 1944 Zigeunerlager
BII f – Juli 1943 bis Januar 1945 Häftlingskranken- baulager Männer

BIII – Juni 1944 bis 6.Oktober 1944 Lager für jüdische Häftlinge, vor allem Frauen aus Ungarn, in der Lagersprache „Mexiko“.

A – Hauptwache / Lagertor
B – Verbrennungsgruben / Scheiterhaufen
C – Massengrab sowjetischer Kriegsgefangener
D – Bahnrampe, ab Mai 1944 fanden hier die Selektionen statt
E – Bad/Entwesungsanlage „Sauna“
F – Küchenbaracke
G – Kläranlage
H – Lagerkommandantur / SS-Kaserne
I – Teich, in welche die Asche der verbrannten Leichen geschüttet wurde
J – Block 30 im Abschnitt BI a – Experimental Block von „Dr.Schumann u. Prof. Carl Clauberg“
K – Block 25 im Abschnitt BI a – „Todesblock“ hier wurden die Häftlinge „gesammelt“ welche von der SS zum Tod in den Gaskammern selektiert worden waren.
L – Latrinen bzw. Waschbaracken
M – Wasserwerk
N – Kartoffellager
P – Entkleidungsbaracken

Auschwitz - Birkenau

Literatur

Danuta Czech
Kalendarium der Ereignisse im Konzen- trationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945. Rowohlt, Hamburg, 1989.

Robert-Jan van Pelt, Deborah Dwork
Auschwitz, Von 1270 bis heute, Verlag: Pendo



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